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Nachruf
Für Elisabeth
Als die DDR fast über Nacht nach Hause ging und ein neuer Morgen mit neuem Elan begann, lernte ich Elisabeth kennen. Sie war schon da – und die meisten hielten mich für verrückt – als ich mit ihr gemeinsam das Wohnen für viele Gommeraner geschäftlich betreuen wollte.
3 schlaflose Nächte, nach deren Ende ich mich bei der „AWG“ bewarb und auch angenommen wurde… In einer kleinen 1,5 Zimmer Wohnung lernte ich von ihr das Immobilien ABC. Nicht nur das kaufmännische, sondern vor allem das Auskommen mit dem verschiedenen Mieterklientel und dem wichtigen Vorstand, Aufsichtsrat, den anderen ehrenamtlich Tätigen und ihren Besonderheiten. Es war die Zeit des Umbruchs, aus der AWG wurde die eingetragene Wohnungsgenossenschaft nach einer lautstarken Mitgliederversammlung und der Übertragung von Garagen an ihre Nutzer. Jeder wollte ein Stück vom Kuchen und Elisabeth erklärte mir geduldig wichtige Zusammenhänge.
Ja Lisett, so nannte nicht nur ich sie, ab April 1990 waren wir beide ein Team – und wir blieben es. Auch als uns zwei Jahre später mein Mann Eckhard als Vorstand begleitete und Evelyn Arnold ins Team mit einstieg. Die Verwaltung hatte sich nach bundesdeutschem Recht sehr verändert und wir lernten täglich dazu.
Aus dem kleinen Büro zogen wir in eine 4 Raum Wohnung, dann mit dem Gommeraner Konkurrenzunternehmen unter einem Dach in einen „Neubau“, der ursprünglich als Kindergarten gebaut war, doch es nie zur Nutzung brachte. Dann später erwarben wir ein eigenes Domizil im umgebauten Salomon-Konsum. Immer packtest Du mit an, jeder Umzug war mit viel Materialsichtung und Archivierung verbunden. Auch da warst Du als Mitglied fast der ersten Stunde ein wichtiger Ratgeber.
Besonders Deine Fröhlichkeit und immer gute Laune half uns über manche schwierige Situation. Und als Du selber Kraft und Unterstützung brauchtest, hatten wir uns als Gesprächspartner, Zuhörer und Tröster.
Viel geschaffen haben wir in den gemeinsamen Jahren für die Gommeraner Bevölkerung. Ein gutes Gefühl verband uns, das Richtige gemacht zu haben. Mit der neuartigen Computertechnik musstest Du auch noch lernen umzugehen, da war ich Dir dann etwas voraus. Es war also nicht nur für mich ein Neubeginn, sondern auch für Dich.
Mit Deinem Rentenalter kam der offizielle Ausstieg aus der täglichen Arbeit und der offizielle Einstieg in die Montagsrunde. Kuchen backen, Gäste bewirten, an Geburtstage denken – da war immer schon Verlass auf Dich. Immer montags fuhrst Du mit Deinem kleinen grünen Auto zur Geschäftsstelle und warst bis kurz vor Deinem 80.Geburtstag für andere da.
Lisett, Du warmherzige Frau, brauchtest manchmal selbst eine Kraftquelle, um Dich zu stärken und zu wappnen für alles, was Dir im Alltag, in der Familie und im Freundeskreis begegnete und was Dich wieder mal nicht schlafen ließ.
Die letzten drei Jahre waren nicht einfach für uns durch Pandemie und Russlandkrieg. Auch Du hattest damit Mühe und musstest zudem mit Krankheiten und nicht nur mit Deinen umgehen. Ich erinnerte Dich erst im letzten Jahr daran, wie wertvoll Du für andere bist und gebraucht wirst.
Dein grünes Auto wird uns nicht mehr auf Gommerns Straßen begegnen.
Am 13.August 2023 hast Du Deine Augen für immer geschlossen, gut fünf Wochen nach Deinem liebsten Steffen. Ich denke an Dich, Du wertvoller Mensch und lasse auch Dir den Platz nach unseren vielen gemeinsamen schönen Jahren
Deine Sylvi Camin